Eine der besten deutschen Belegstellen ist in Oberhof
Nur rund 10 Minuten zu Fuß vom Hotel Thüringenschanze entfernt, treffen Sie auf einen Ort, der Bienen und Imker glücklich macht. Am bekannten Oberhofer Schlossberg gibt es neben den uralten Schlossbergfichten gleich einen zweiten besonderen Ort. Die Belegstelle Oberhof.
Was ist eine Belegstelle?
Die Belegstelle ist ein Ort, an dem Bienenköniginnen von Drohnen derselben Bienenrasse begattet werden, um leistungsfähigen Nachwuchs zu erhalten. Imker aus ganz Deutschland bringen ihre Bienenköniginnen mit einem kleinen Hofstaat im späten Frühjahr und im frühen Sommer nach Oberhof. In der Bienen-Belegstation Oberhof ziehen die hochwohlgeborenen Damen in kleine, speziell für sie vorbereitete bunte Hüttchen ein. Die Paarung findet auf Drohnensammelplätzen im Flug statt und das schon seit fast 70 Jahren.
Die Belegstelle Oberhof
Zum Schutz der Arten und um eine Reinzucht mit bestem Erbmaterial zu erhalten, gibt es einen Schutzradius von 7 Kilometern rund um die Belegstelle. In diesem Radius dürfen keine Bienen gehalten werden. So werden die gewünschten Eigenschaften der Bienen erhalten. Dazu gehören Sanftmütigkeit, Schwarmträgheit, Krankheitsresistenz, guter Wabensitz und eine gute Honigleistung.
Die Belegstelle liegt am Ortsrand von Oberhof in ca. 800 m über NN. Der Grund und Boden sind Eigentum des Forstamtes Oberhof. Die Zuständigkeit der Bienen-Belegstelle liegt beim Landesverband Thüringer Imker. Die Belegstelle wurde mit der Anerkennungsurkunde Nr. 555 des Zentralvorstandes der Kleintierzüchter e. V., Fachabteilung Imker, am 1. März 1950 bestätigt. Diese wurde am 25. Juli 1950 mit einer Feierstunde ihrer Bestimmung übergeben.
Im Belegstellengebäude befand sich früher eine komfortable Unterkunft für den Belegstellenleiter, der sich das Quartier in einer Nische mit einem einzigen Vatervolk (Drohnenvolk) teilte. Später wurde die Anzahl der Drohnenvölker erhöht und somit stieg der Begattungserfolg auf über 70 Prozent. In der Mitte der 70er Jahre stieg die Anzahl der Weiseln (Königinnen), die auf die Oberhofer Höh´ zur Hochzeit kamen, auf über 5000 Stück im Jahr. Die Höchstzahl wurde 1974 mit 5753 angelieferten Bienenköniginnen erreicht. In den Jahren danach war die Zahl jedoch rückläufig, da sich zunehmend die Probleme mit der sich verbreitenden Varoamilbe zeigten. Nach dieser Krise stiegen die Zahlen in den Folgejahren wieder an, bis zum politischen Umbruch 1990.
Mit der Gründung des Landesverbandes Thüringer Imker e. V. im Jahre 1990 wurde die Bienenzucht neu strukturiert. Die Lage war nicht einfach, denn viele Imker hatten ihre Völkerzahlen stark reduziert oder die Imkerei ganz aufgegeben. Hiervon war auch das Zuchtwesen betroffen. Von den zwölf Belegstellen der ehemaligen DDR blieben noch neun übrig. Die Zahl der angelieferten Weiseln ging drastisch zurück. Auch Oberhof blieb davon nicht verschont. In den folgenden 15 Jahren zeichnete sich eine gewisse Stagnation ab. Die Zahlen pendelten sich auf einem relativ niedrigen Niveau ein. Die Instandhaltung der Gebäude und des Grundstückes wurden auf die nötigsten Arbeiten beschränkt. Die beiden damaligen Belegstellenleiter standen aus Altergründen nicht mehr zur Verfügung. Eine dringende Lösung wurde gesucht.
Neustart in der Belegstelle Oberhof
2007 wurde mit Thomas Reps und seinen Zuchtfreunden die Zuchtgemeinschaft Oberhof gegründet. Durch eine finanzielle Zuwendung des Landesverbandes konnte schon im ersten Jahr des Bestehens einiges bewegt werden.
Das gute Funktionieren einer Belegstelle ist natürlich kein Selbstläufer. Mit der Annahme und Ausgabe der Weiseln ist die Arbeit noch lange nicht abgetan. Damit der Belegstellenbetrieb in der kommenden Saison funktionieren kann, müssen die Drohnenvölker gründlich darauf vorbereitet werden. Nach der Auswinterung wird schon früh im Jahr mit der Drohnenaufzucht begonnen. Keine leichte Aufgabe in unserem rauen Klima. Futterkranzproben müssen entnommen werden. Von jedem Volk muss eine Körprobe von 50 Drohnen zur Untersuchung verschickt werden.
Im Mai kommen dann die Drohnenvölker auf die Belegstelle, wo sie bis zum August verbleiben. Hier beginnt der Kreislauf von neuem. Damit die Drohnen in den Völkern bis zum Ende der Belegstellensaison zur Verfügung stehen, bedarf es einer guten Pflege der Volkseinheiten und der Drohnenabtrieb muss durch geeignete Maßnahmen hinausgezögert werden.
Heute ist die Belegstelle offen für Imker aus allen Bundesländern. In der Oberhofer Belegstelle ziehen während des Sommers inzwischen wieder über 2000 Gast-Königinnen in die Schutzhäuschen ein.
2020 feierte die Belegstelle ihr 70-jähriges Jubiläum. Ebenso seit 2020 wird die Belegstelle Oberhof, wie die all die Jahre zuvor, von sechs engagierten Imkern unter dem neuen Namen „BBO 2020“ geführt.
Besucher in der Belegstelle willkommen
Gern können Gäste der Oberhofer Hotels und auch die Bewohner Oberhofs die Belegstelle besuchen. In der Hochzeits-Saison ist es an jedem Samstag möglich, die Belegstelle zwischen 13:00 und 16:00 Uhr zu besichtigen. Die Zuchtfreunde erklären geduldig, was es mit der Bienen-Hochzeit auf sich hat. Nicht nur der Schutz der Bienen ist ein wichtiges Thema, sondern der Naturschutz allgemein.
Für Gruppen öffnen die Bienenfreunde der Belegstelle gerne auch nach Absprache zu anderen Zeiten ihre Pforten. Vorträge und Führungen durch die kleinen feinen Bienenhotels sind gerne möglich, um Wissenswertes und Interessantes zu erfahren.